Die Ayoréo-Indianer in Bolivien
In Bolivien - einem Land dreimal so groß wie die Bundesrepublik Deutschland mit ca.11 Millionen Einwohnern - fühlen sich etwa 70 % der Bevölkerung einer der 36 indigenen Gruppen zugehörig. Weitere ca. 30 % sind Mestizen und ein relativ kleiner Teil ist weiß..
Obwohl seit der Präsidenschaft des ersten indigenen Präsidenten Boliviens, Evo Morales (selbst Aymara-Indianer), vieles geändert hat, gibt es derzeit noch immer reichlich bittere Armut in Bolivien und nur wenige "Indígenas" schaffen den Sprung in die Mittelschicht. Betroffen von Armut und Benachteiligung sind fast ausschließlich Indígenas, und im Tiefland Boliviens neben Chiquitanos, Guarani, Guarayo, etc., vor allem die Ayoréo (auch Ayoréode).
Seit dem Verlassen ihrer traditionellen Lebensweise, was etwa Mitte der 40iger Jahre des letzten Jahrhunderts einsetzte, waren die Ayoréo in ihrer Lebensweise drastischen Veränderungen ausgesetzt. Dies und sicher auch bestimmte Wesensmerkmale, die für ihr Leben als Nomaden von Vorteil, im Kontext mit der bolivianischen Gesellschaft aber eher störend waren, hatte zur Folge, dass die Ayoréode sich nicht in die bolivianische Gesellschaft integrierten bzw. integrieren ließen. Insgesamt wurden sie von der bolivianischen Gesellschaft stigmatisiert und ausgegrenzt, und diejenigen von ihnen, die in die Metropole Santa Cruz de la Sierra kamen, wurden an den äußersten Rand der Stadt gedrängt.
Vielleicht aufgrund des harten Daseinskampfes in ihrem ursprünglichen Lebensraum, der Dornbuschsteppe, die sie in relativ kleinen Gruppen von ca. 15 bis 20 Personen durchstreiften, und die ihnen bei Gefahr stets auch als Rückzugsbasis dienen konnte, war es im Gegensatz zu anderen Indianern des Tieflandes, weißen Eroberern, Großgrundbesitzern und Missionaren (Jesuiten) nie gelungen, die Ayoréo dauerhaft zu unterwerfen, zu christianisieren bzw. sie nach unserem westlichen Verständnis zu “zivilisieren“. Ein Anpassungsprozess über Jahrhunderte, an die bolivianische Gesellschaft, wie ihn etwa die Chiquitanos und andere Stämme des Tieflandes durchmachen mussten, fand bei den Ayoréode nicht statt.
Die Ayoréo führen also in Bolivien ein Dasein parallel zur Gesellschaft, allerdings am äußersten Rande, in bitterer Armut, häufig als Bettler, Kinder und Jugendliche auch als Artistic-Clowns an Straßenkreuzungen, chancenlos, unterernährt, anfällig für Krankheiten, Alkoholismus und Drogen. Es gibt heute noch etwa 6000 Ayoréo in Bolivien und ca. 2000 in Paraguay, und sie sind in ihrem Dasein im höchsten Maße gefährdet. Eine Integration in die bolivianische Gesellschaft hat bislang nicht stattgefunden und kann ohne Identitätsverlust für die Ayoréo eigentlich auch nicht gelingen. Haben doch die Ayoréo ein erhebliches Problem mit der Kultur der “Weißen“, und finden deren Fähigkeit unerträglich, auf der einen Seite hohe Ideale und Ansprüche zu formulieren und auf der anderen Seite, diese Ansprüche im wirklichen Handeln total zu ignorieren.
Um gemeinsam mit den Ayoréo eine Perspektive zu entwickeln, hat sich item e.V. entschlossen, als Gemeinschaftsprojekt mit den Bewohnern der an der Peripherie von Santa Cruz gelegenen Ayoréo Comunidad Garay, zunächst einen Kindergarten, später auch eine Schule zu errichten. Da eine relativ große Zahl von Ayoréo in Garay kein Spanisch sondern ihre eigene Sprache ´Zamuco´ spricht, die staatliche Grundschule relativ weit von der Comunidad entfernt ist, und die Kinder nicht nur von den Mitschülern sondern auch von den Lehrern diskriminiert werden, wollen die meisten Ayoréo Kinder nicht in die staatliche Schule.
item e.V. übernimmt die Materialkosten für das Schulgebäude/ Kindergarten. Der Bau dagegen wird von den Ayoréode selbst ausgeführt. Die Ayoréo zeigen sich bereits sehr motiviert und item erscheint das Projekt als großartige Chance zur Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
So zumindest war unsere Vorstellung! Bevor jetzt am 19.November 2012, nach über einem Jahr - und vielen Schwierigkeiten - endlich der Bau beginnen konnte.
So zumindest war unsere Vorstellung! Bevor jetzt am 19.November 2012, nach über einem Jahr - und vielen Schwierigkeiten - endlich der Bau beginnen konnte.